Operationen an Brustkorb und Lunge sind Aufgabe der Thoraxchirurgie
Seit April 2023 fungiert die Thoraxchirurgie des Klinikums Braunschweig als eigenes Department. Sie ist Teil der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, welche bereits seit Jahren von Chefarzt PD Dr. Wolfgang Harringer geleitet wird. Die Bandbreite der angebotenen Therapiemöglichkeiten soll sich abermals erweitern. Laut PD Dr. Ruoyu Zhang, neuer Leiter der Abteilung, ist die moderne Thoraxchirurgie „eine Fachdisziplin, die eine rasante Entwicklung durchlaufen hat“.
Die Spezialisierung, mehr Vielfalt bei OP-Techniken und auch die Tatsache, dass inzwischen nur noch selten die Brustwand geöffnet werden muss – das alles sind große Fortschritte. Gerade minimalinvasive Verfahren stellen angesichts des demografischen Wandels für immer mehr ältere, gebrechliche Patientinnen und Patienten mit Begleiterkrankungen eine wertvolle Behandlungsoption dar. Die Thoraxchirurgie arbeitet mit etlichen anderen Disziplinen wie etwa Onkologie, Anästhesiologie, im Bedarfsfall auch mit der Herzchirurgie zusammen. Besonders eng ist traditionell die Anbindung an die Klinik für Pneumologie. Deren Chefarzt PD Dr. Thomas Bitter erläutert: „Wir rechnen in den kommenden Jahren mit einer deutlich steigenden Anzahl von Lungenkrebsfällen.“ Es sei politisch gewollt und medizinisch sinnvoll, diese in zertifizierten Lungenkrebszentren zu versorgen, „von denen sind wir eines der wenigen in Südostniedersachsen.“ PD Dr. Bitter: „Wir arbeiten schon jetzt sehr eng und vertrauensvoll mit PD Dr. Harringer und seinem Team als thoraxchirurgischen Ansprechpartnern zusammen. Dr. Zhang hat überregional einen exzellenten Ruf für sogenannte Schlüssellochverfahren. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies künftig noch schonendere und weniger belastende Operationsverfahren.“
Der neue Leiter der Thoraxchirurgie setzt auf Kompetenz in der minimalinvasiven, insbesondere videoassistierten Thoraxchirurgie (VATS). Das Verfahren basiert auf modernster Technologie: Dabei werden über ein oder zwei nur wenige Zentimeter große Schnitte als Zugänge die notwendigen chirurgischen Instrumente und eine winzige Videokamera in den Körper eingeführt. Als Anwendungsbeispiele nennt er die operative Entfernung von Lungenlappen bei Lungenkrebs in Frühstadien und sogar die Entfernung einzelner Lungensegmente bei noch kleinerem Lungenkrebs.
Neben der videoassistierten Thoraxchirurgie (VATS) will der Spezialist im nächsten Schritt auch die roboterassistierte Thoraxchirurgie (RATS) sowie die Metastasenchirurgie mit Lasertechnik am Klinikum Braunschweig etablieren. Sein Ziel lautet, bestmögliche Versorgung auch bei einer komplizierten Ausgangslage zu realisieren. Dazu gehört außerdem eine innovative Ausstattung der Thoraxchirurgie. Um vor allem minimalinvasive Operationen wirksam zu unterstützen, wird unter anderem ein Optiksystem mit 4K-Bildgebungstechnologie und Fluoreszenzbildgebung angeschafft.
Auch PD Dr. Thomas Bitter als Chefarzt der Lungenklinik skizziert Pläne, die aufs Morgen zielen: „Neben dem Lungenkrebs gibt es noch weitere Felder, auf denen wir uns gemeinsam entwickeln möchten. Hierzu gehören etwa neue Therapieoptionen bei schwerer COPD, zu deutsch chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, und beim Lungenemphysem.“ Mittelfristig sollen – „spätestens mit Eröffnung des Neubaus Süd – die Pneumologie und die Thoraxchirurgie zu einem großen Lungenzentrum verschmelzen“.